Jüdische Hochzeit im Meistersaal Berlin | Yvonne Zemke Hochzeitsfotografie

Jüdische Hochzeit im Meistersaal Berlin | Yvonne Zemke Hochzeitsfotografie

via

Eine Hochzeit, die schon lange darauf wartet endlich gezeigt zu werden. Sie führte mich wieder einmal in meine ehemalige Heimat und Lieblingsstadt: Berlin.

Die Vorbereitung hatten Elisabeth und Michael in Potsdam geplant und Potsdam und Berlin zeigten sich von ihrer schönsten Seite. Das Brautpaar und ich hatten uns bereits Monate vor dem großen Ereignis per Mail, telefonisch und auch über Skype unterhalten, um die geplanten Details zu besprechen. Da die beiden in den USA leben und viele ihrer Gäste eine weite Reise auf sich nahmen, um die Hochzeiten der beiden zu erleben, gab es viel zu bedenken und zu planen - doch Elisabeth und Michael haben an alles gedacht.

Für mich war dieser Tag auch aus einem anderen Grund ein besonderes Erlebnis. Es war meine erste jüdische Trauung, die ich fotografisch begleiten durfte und so möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Besonderheiten dieser Trauung zu erwähnen. Wobei ich mich natürlich in diesem Fall auf den Ablauf dieser Trauung und meinen Erlebnissen beziehen werde.

Bereits im Vorfeld achtet ein jüdisches Paar sehr genau darauf, welchen Tag sie für ihre Hochzeit wählt. So ist es z.B. nicht möglich, an einem Sabbat, einem Samstag zu heiraten. Auch einige andere Gedenktage und Fastentage sind tabu. Juden sehen die Vermählung als Beginn einer Reise und dies soll auch durch die Zeremonie ausgedrückt werden. Die Vermählung findet unter einer Chuppa statt, einem von vier Stangen gehaltenen Hochzeitsbaldachin aus Seide. Ganz in Erinnerung an die Tradition, in der die frühen Israeliten noch in Zelten lebten, soll dieser Baldachin das gemeinsame Heim der beiden symbolisieren. Die Verschleierung der Braut zeigt Ihr Vertrauen in den Bräutigam. Der Bräutigam zog mit seiner Familie in den Meistersaal ein. Kein Tageslicht drang in diesen Raum - lediglich die runden Tische, an denen bereits die Gäste saßen waren von Kerzenschein erleuchtet. Michael war es sehr wichtig, dass eine Atmosphäre ähnlich einem Tempel erzeugt wird. Am Ende des Raumes stand die Chuppa, unter die sich Michael stellte und auf den Einzug seiner Braut wartete. Elisabeth zog ebenfalls mit ihren Eltern ein, voran zwei ganz zauberhafte Blumenmädchen. Auf halbem Wege kam Michael seiner Braut entgegen und lüftete den Schleier. Nachdem das Brautpaar und ihre Familienmitglieder gemeinsam unter dem Baldachin angekommen waren, folgte die Segnung des Weines. Zuerst trank der Bräutigam etwas Wein und reichte den Becher der Brautmutter, die ihn dann an ihre Tochter zum Trinken weitergab. Dieses Gefäß ist ein Symbol für den Kelch des Lebens.

Elisabeth umrundete ihren Ehemann siebenmal - die Bedeutung dieses Brauches ist wohl nicht so ganz eindeutig. Mir wurde gesagt, dass es einerseits symbolisiert, dass der Mann nun das Zentrum der Frau ist, um den sie kreist. Aber auch andere Interpretationen sind vorhanden. So habe ich gelesen, dass die Braut damit eine unsichtbare Mauer um ihren Mann zieht und alle anderen damit ausschließt. Es existieren nur die beiden.

Der Ring wird nicht etwa auf den Ringfinger gesteckt, sondern der Bräutigam steckt ihn der Braut an den Zeigefinger. Der Ehevertrag - die reichlich verziert Ketubba - wird bereits vor der Trauung von den Brautleuten und Trauzeugen unterschrieben und dann im Rahmen der Zeremonie laut vor der gesamten Gesellschaft vorgelesen. In diesem Vertrag werden finanzielle Verhältnisse geregelt aber auch die Verpflichtung, dass der Mann für seine Frau sorgt - in allen Belangen. Ernährung, Kleidung und auch andere Bedürfnisse. Dieser sehr schön anzusehende Vertrag wird von den Paaren dann auch in ihrem Haus an die Wand gehangen.

Segensprüche folgen und damit die eigentliche Eheschließung. Nun wird wieder aus dem Kelch Wein getrunken, nur dieses Mal darf der Mann - nachdem er selbst getrunken hat - ihn direkt an seine Frau geben. Den Abschluss der Zeremonie bildet das Zetreten des Glases - "Masel Tow!", welches eine Erinnerung an die Zerstörung des Tempels durch die Römer erinnert. Aber auch der Zerbrechlichkeit des Glücks wird damit bedacht.

Übergangslos wurde ausgelassen und ausgiebig gefeiert und diese Ausgelassenheit, Lebensfreude und Stimmung liebe ich am meisten an jüdischen Hochzeiten.

Da am Hochzeitstag selbst nur wenig Zeit für Portraits blieb, haben wir die Gelegenheit genutzt, am Folgetag noch einige Aufnahmen der Braut und des Bräutigams auf der Museumsinsel und am Gendarmenmarkt zu machen.

Brautkleid: Marisa 802; Aire Barcelona Paris,

Vorbereitung: Hotel am Jägertor, Potsdam

Location: Meistersaal am Potsdamer Platz,

Hairstyling und Make-up: Anja Frankenhäuser, "Schminktante"

Brautstrauß: Blumen Design am Adenauerplatz

Dekoration/Hochzeitsbaldachin: Hautnah event

Musik/DJ: Aviv Shwartz

Zum Kommentieren anmelden

Follow us on