Sexout: Was tun, wenn der Sex einschläft?

Sexout: Was tun, wenn der Sex einschläft?

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Der Begriff ist brandneu, das Problem uralt: Sexout. Was können Paare tun, wenn sich der Sex aus der Beziehung schleicht? Buchautor Wilhelm Schmid sagt: mit Philosophie.

Buchautor und Philosoph

Sex macht Spaß. Sex ist gesund. Sex stärkt die Beziehung. Sex mit Spielzeug. Sex ohne Reue.

Wir leben in einer sexbesessenen Zeit. Eine ganze Industrie baut auf unsere Lust an der Lust: Nackte Brüste werben für Produkte, die so sexy sind wie eingestaubte Gartenzwerge. Das nächste Pornovideo ist nur einen Klick entfernt. Schnelle Affären werden auf dem Smartphone per Fingerwisch angebahnt.

Und dann ist da die Realität von Paaren, die sich nicht mehr in der ersten, rauschhaften Verliebtheitsphase befinden, in der sie gar nicht mehr aus dem Bett kommen. Sie nutzen das Bett zwar noch - aber hauptsächlich zum Schlafen oder Fernsehen.

Sex wird so zum Problem, gerade weil er nicht mehr ständig passiert. Sondern nach und nach aus der Beziehung verschwindet.

Weg vom Druck, ständig Sex haben zu müssen

Der Philosoph und Bestsellerautor Wilhelm Schmid ("Glück", "Gelassenheit") hat dafür einen neuen, griffigen Namen gefunden: Sexout.

In seinem neuen Buch macht er Vorschläge, wie Paare damit umgehen können. Das Ziel: mehr Gelassenheit. Ein Leben ohne den Druck, ständig Sex haben zu müssen. Denn der lastet auf den Paaren. Sie fühlen sich "nicht normal". Glauben, irgendwas stimme nicht mit ihnen und der Beziehung.

Im BRIGITTE Interview (1/2015) sagt Schmid: "Menschen brauchen Herausforderungen, um sich und das Leben zu spüren, sich weiterzuentwickeln und nicht vorzeitig einzuschlafen. Herausforderungen zu bewältigen, das ist wahre Lebenskunst."

Wenig oder gar keinen Sex zu haben ist so eine Herausforderung. Schmid begegnet ihr - und das ist ein neuer, spannender Ansatz - philosophisch. Von ihm bekommt man keine praktischen Tipps à la "Verführen Sie Ihren Mann doch mal mit Reizwäsche!"

Stattdessen: Fragen, die zum Nachdenken anregen. Wie diese: "Was kann ich dem Anderen zumuten oder zugestehen?" oder "Wie ist er oder sie am besten ansprechbar, sinnlich, seelisch, geistig? oder "Kann ich den anderen verstehen. Und vor allem: Will ich es überhaupt?"

Ein Sexout ist alles andere als unnormal

Zehn Vorschläge, philosophisch an den Sexout heranzugehen, versammelt der Autor in seinem Buch. Er widmet sich Themen wie der Gleichheit der Geschlechter, Macht und Ohnmacht in einer Beziehung, virtuellem und käuflichem Sex sowie Freundschaft.

Im Kern geht es immer um Kommunikation. Mit dem Partner UND mit sich selbst. Es geht einerseits darum, sich nicht schmollend zurückzuziehen. Und es geht auch darum, sich die Frage zu stellen: "Wie wichtig ist Sex für mich wirklich?"

Schmid stellt klar: Es ist nicht unnormal, dass der Sex in einer längeren Beziehung auch mal einschläft. Erneut findet der Philosoph ein einprägsames Bild für seine These: Er spricht von der "Pandaisierung" des Geschlechtslebens.

Was ist damit gemeint? "In ähnlichen Haltungen wie Pandas im Zoo machen zwei es sich auf ihren Sesseln und Sofas bequem, naschen ihre Chips ähnlich geruhsam wie jene ihren Bambus, um dann genau so vor Erschöpfung in den Seilen zu hängen, zu müde für eine zielführende Annäherung."

Das sei aber völlig ok, "wenn es beiden gefällt." Ebenso, wie es ok sein kann, dass es Zeiten gibt, den Sex anderswo zu suchen - etwa virtuell oder käuflich - "ein Bekenntnis gelockerter Sitten" gewissermaßen, das selbstverständlich nicht nur für einen Teil des Paares gilt.

Die Philosophie, ist Schmid überzeugt, kann aus dem Sexout heraushelfen, "denn sie ist eine Ermutigung zum Versuch des Verstehens."

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