Polyamory - was ist dran am Liebestrend?

Polyamory - was ist dran am Liebestrend?

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Eine alternative Liebesform macht von sich reden: Polyamory. Statt nur einen Partner zu lieben, sind Polyamore mit mehreren Menschen gleichzeitig liiert. Wie funktioniert das?

Foto: Oliver Rossi/Corbis

Was heißt das überhaupt, poylamor lieben?

Polyamory ( Kunstbegriff aus gr. poly = viel und lat. amor = Liebe ) heißt, sich für eine verbindliche Beziehung mit mehr als einem Partner gleichzeitig zu entscheiden. Das Besondere daran: Alle Beteiligten wissen voneinander- es gibt keine Geheimnisse. Es ist also das Gegenteil von Monogamie, bei der sich zwei Menschen zu einer ausschließlichen Liebesbeziehung bekennen.

Welche Philosophie steckt dahinter?

Liebe ist keine exklusive Angelegenheit. Wer polyamor lebt, zweifelt daran, dass ein einziger Mensch dauerhaft all seine Bedürfnisse erfüllen kann. Das vorherrschende Ideal der monogamen Liebe und Ehe wird kritisch gesehen: Das so viele Menschen fremdgehen sei ein Zeichen dafür, dass der Mensch nicht für eine monogame Beziehung geschaffen sei.

Also geht es doch bloß um Sex!

Nein. Polyamore Beziehungen sind mehr als eine sexuelle Spielwiese: "Poly-Beziehungen sind auf Langfristigkeit angelegt. Das unterscheidet Polyamorie von Swingen", heißt es auf der Infoseite polyamorie.de. Also: Sex ja, aber nicht als Selbstzweck. Oder wie es in einem anderen Poly-Forum heißt: "Polyamory ist nicht etwa ein Freibrief, um es wie die Karnickel zu treiben!" Ansonsten gilt: Es gibt keine allgemeingültigen Regeln - jede polyamore Lebensgemeinschaft muss individuell entscheiden, was geht und was nicht.

Aber was ist mit Eifersucht?

Die kommt vor - auch in polyamoren Beziehungen -, aber der Umgang damit ist ganz anders als wir das üblicherweise kennen. Eifersucht wird eher als Besitzdenken denn als Liebesbeweis angesehen: "Ich will ihn nicht besitzen", sagt etwa die polyamor lebende Maren über ihren Partner Michael im BRIGITTE-Interview (Heft 19/2015). Die Freiheit des Einzelnen wird als hohes Gut eingestuft.

Da ein ehrlicher Umgang miteinander Grundlage von polyamoren Beziehungen ist, soll auch über Eifersucht offen miteinander kommunziert werden. "Eifersucht kann man 'verlernen'! Und sich für den anderen freuen zu können, macht glücklich", heißt es bei "Polyamores Netzwerk e.V.".

Dafür muss man aber sehr mit sich im Reinen sein, oder?

Definitiv! Denn wer verbindliche Beziehungen zu mehr als einem Partner aufbaut, ist natürlich auch mit mehr Wünschen, Sehnsüchten und Herausforderungen konfrontiert als jemand, der sich nur mit einem Partner auseinandersetzen muss. Ehrlichkeit spielt deshalb eine wichtige Rolle.

Und wie viele Menschen lieben polyamor?

Das kann man nur schätzen. In Deutschland sollen es mindestens 10.000 Menschen sein. Sie tauschen sich in zahlreichen Foren und Facebook-Gruppen aus und organisieren lokale Treffen. In jüngster Zeit bekommt das Thema immer mehr mediale Aufmerksamkeit. Sogar in der altehrwürdigen "Lindenstraße" ist mit Boxtrainerin Kay eine polyamor lebende Figur eingezogen.

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