Angst, in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein? Eine Therapeutin gibt Tipps

Angst, in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein? Eine Therapeutin gibt Tipps

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Fühlst du dich seit den Anschlägen in Paris unsicher, wenn du in Menschenmengen unterwegs bist? Eine Therapeutin sagt, wie wir mit diesen Ängsten umgehen können.

Foto: Antoine Antoniol/Getty Images

Die Psychotherapeutin, Jahrgang 1954, ist gebürtige Wienerin. In ihrer Praxis in Hamburg bietet sie seit 1994 Einzel-, Paar- und Familientherapien an. Mehr Infos zu ihrer Arbeit.

BRIGITTE: Auch viele Menschen in Deutschland sind nach den Anschlägen in Paris verunsichert. Einige haben Angst, sich nun in der Öffentlichkeit zu bewegen - schließlich haben die Attacken gezeigt, dass es praktisch jeden treffen kann. Welchen Rat können Sie diesen Menschen geben?

Ursula Böhm: Erst einmal kann ich nachvollziehen, dass es auch Menschen bei uns in Schrecken versetzt hat. Mein Rat ist, die Zeit zu nutzen, um innehalten und sich zu sagen: "Ja, es ist so. Es kann überall passieren." Objektiv gesehen ist es natürlich so, dass Metropolen wie Paris, New York und London anders gefährdet sind als beispielsweise Hamburg. Trotzdem kann es überall passieren.

Man könnte in diesen Städten ja auch als Tourist unterwegs sein ...

Genau. Man kann sich dort als Tourist, als Einwohner oder geschäftlich aufhalten. Auch Massenveranstaltungen wie Fußball, das hat Hannover gezeigt, oder die U-Bahn sind kritische Orte. Sich aber von all dem zurückzuziehen, würde bedeuten, dass man sich den Angreifern unterwirft. Wir sollten stattdessen nach vorn schauen. Wir müssen alle Kräfte aktivieren und uns dagegen stellen. Und gleichzeitig wachsam sein. Als Staat, da sind vor allem die Politiker gefragt. Aber auch als Einzelne, in dem wir uns engagieren, informieren und nicht aufgeben.

Wenn nun aber einige Menschen leicht zu verunsichern sind - wie kann man mit einer Angst leben, die nicht fassbar ist?

Man sollte versuchen, die reale Angst von der irrationalen Angst zu unterscheiden. Wenn ich tatsächlich vor einem Terroristen stehe oder jemanden, der mich bedroht, dann bin ich in einer realen Situation, in diesem Fall ist die Angst konkret berechtigt. In unserem normalen Alltag ist das aber nicht der Fall. Man kann sich klar machen, dass man selbst nicht Opfer dieses Terroranschlages ist. Es betrifft unsere Gesellschaft im Allgemeinen, aber der Einzelne kann sich sagen, dass er hier und jetzt in keiner Gefahrenlage ist. Reale Angst kann einen Menschen stärken und helfen, Lösungen zu finden, irreale Angst schwächt.

Ist das nicht schwierig für Menschen, die oft unter Ängsten leiden?

Da muss man unterscheiden. Menschen, die eine Angsterkrankung haben, sollten sich von Psychologen und Psychiatern Hilfe holen. Gesunden Menschen, die diese Erkrankung nicht haben, rate ich, nach vorn zu schauen. Achtsam mit sich und seiner Umwelt umzugehen, aber sich nicht von seinem Ziel abbringen zu lassen.

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