Sex mit Babybauch: Überhaupt kein Problem - oder besser nicht?

Sex mit Babybauch: Überhaupt kein Problem - oder besser nicht?

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Sex in der Schwangerschaft? Aus medizinischer Sicht völlig bedenkenlos. Zwei Experten erklären, worauf ihr beim Sex mit Babybauch dennoch achten solltet.

Der Teststreifen ist positiv, die Freude groß - ein Baby! Jede Frau weiß: Der Moment, in dem feststeht "Ich bin schwanger", verändert alles. Die Lebensplanung, die Freizeitgestaltung - und auch den Sex. Der Bauch wird größer, vielleicht kommt Übelkeit hinzu und plötzlich steht man vor Fragen wie: Kann ich jetzt noch ungehemmt mit meinem Freund schlafen? Gehen nur noch bestimmte Stellungen? Gilt im neunten Monat Sex-Verbot?

Gabriele Aigner (48) ist zertifizierte systemische Einzel-, Paar- und Sexueltherapeutin (IFW) in München. www.aigner-praxis.de

Die systemische Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Gabriele Aigner berät Singles und Paare in Sachen Sex - auch werdende Eltern. "Natürlich verändert eine Schwangerschaft die Beziehung ganz grundlegend", sagt die Expertin. "Wie stark hängt von vielen Faktoren ab: Hatten zum Beispiel beide den Kinderwunsch oder fühlt sich einer von beiden überrumpelt? Kennt sich das Paar schon lange und führt eine stabile Partnerschaft oder ist das Baby gleich zu Beginn ,passiert'?" Dann nämlich kann sich ein Paar Stück für Stück voneinander entfernen - auch in sexueller Hinsicht: "Je nachdem, wie offen ein Paar schon vorher über seine Sexualität geredet hat, kann es während der Schwangerschaft jede Menge Missverständnisse geben", sagt die Expertin.

Mit dem wachsenden Babybauch können Freude, Sorgen und Zweifel aufkommen. Der Klassiker: Er hat Hemmungen, in seine Freundin einzudringen - schließlich ist sein Kind in ihrem Bauch. Er fragt sich vielleicht: Kann ich dem Kind wehtun? Und macht es meiner Partnerin überhaupt Spaß mit Babybauch?

Guter Sex ist Kopfsache

Gabriele Aigner weiß: "Sex ist immer eine Kopfsache - deshalb können Unwissenheit und Ängste während der Schwangerschaft der Lust im Weg stehen." So wie er vielleicht Angst hat, dem Kind oder der Frau zu schaden, so kann sie sich zum Beispiel unattraktiv mit Babybauch oder Schwangerschaftsstreifen fühlen. Der Schlüssel für die meisten Probleme:"Als werdende Eltern sollten beide früh gemeinsam zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen gehen und über Sorgen und Zweifel sprechen. Dort erfährt das Paar Aufklärung und Antworten auf genau diese und weitere Fragen." Zudem ist es wichtig, dass beide ihre Gedanken und Ängste aussprechen. So kann zum Beispiel der Mann lernen, darauf zu vertrauen, dass seine Partnerin ihm sagt, wenn etwas weh tut oder unangenehm ist.

Sex in der Schwangerschaft kann sogar besser sein!

Viele meinen: Sex mit Babybauch - das muss doch beschwerlich sein. Tatsächlich können einige Schwangere noch mehr Lust beim Sex empfinden. "Vor allem im zweiten Schwangerschaftsdrittel" , sagt die Expertin. "Denn da ist das Becken besonders gut durchblutet." Dass die Frauen im ersten Drittel (Übelkeit, Hormonumstellungen ...) und im letzten Drittel (fülliger Bauch, volle Blase ...) weniger Lust auf Sex haben, ist ganz normal.

Was sich beide Partner immer wieder klar machen sollten: Schwangerschaft ist keine Krankheit! Auch wenn manche Stellungen mit Babybauch nicht mehr bequem sind - die Expertin beruhigt: "Wenn die Frau gesund ist und noch keine Fehlgeburten erlitten hat oder Blutungen auftreten, gibt es im Grunde keine Tabus."

Die besten Sex-Stellungen in der Schwangerschaft

Die Expertin rät: "Super funktionieren die Reiterstellung oder der Doggy Style". Empfindet die Frau die Penetration während der Schwangerschaft als weniger schön, ist Oralsex eine gute Alternative. Auch Sextoys sind okay und schaden dem Kind nicht - natürlich müssen sie desinfiziert sein.

Nach der Geburt ist alles anders

So groß die Umstellung schon in der Schwangerschaft ist - nach der Geburt ist das Leben völlig auf den Kopf gestellt. "Die frisch gebackene Mutter konzentriert sich erst einmal komplett auf das Kind, zieht sich vielleicht mehrmals am Tag zurück, um zu stillen. Der Partner tritt in den Hintergrund" , sagt Aigner. Fängt das Paar wieder an, intim zu werden, ist der Mann vielleicht noch durch die Erlebnisse der Geburt gehemmt." Gedanken wie "Darf ich da rein, wo unser Baby herauskam?" können der Lust im Weg stehen. Oft dauert es eine Zeit, bis sich alles neu eingependelt hat - das ist ganz normal. "Generell ist es wichtig, Zärtlichkeiten und Sexualität zu pflegen, weil das verbindet und wohltut!"

Übrigens: Ob vor oder nach dem Geburtstermin oder während der Schwangerschaft - jede Frau sollte regelmäßig zum Gynäkologen-Check gehen!

Sex während der Schwangerschaft: Liebe zu dritt

Auch wir haben uns medizinischen Rat eingeholt - und der Ärztin und Beraterin Maren Weidner von "Pro Familia" einige Fragen zum Thema Sex in der Schwangerschaft gestellt.

BRIGITTE.de: Darf eine Frau während der Schwangerschaft Sex haben?

Maren Weidner: Ja. Alle Formen der Sexualität - Penetration in die Scheide, aber auch Oral- und Analverkehr - sind in einer normal verlaufenden Schwangerschaft bedenkenlos.

Auch bis kurz vor der Geburt?

Im Prinzip ja. Natürlich ist Geschlechtsverkehr in der Missionarsstellung - die Frau liegt unten, der Mann oben - aus anatomischen Gründen gegen Ende der Schwangerschaft eher schwierig.

Was kriegt denn ein Kind im Mutterleib vom Sex der Eltern mit?

Genau weiß man das nicht. Man kann die Herzschläge des Embryos messen, und die scheinen nach einem Orgasmus der Mutter zuzunehmen. Schädlich ist das aber nicht.

Welche Geschlechtskrankheiten sind für den Embryo gefährlich?

Pilze sind zwar lästig, aber nicht gefährlich. Bakterielle Infektionen sollten auf jeden Fall behandelt werden, weil sie in die Gebärmutter aufsteigen können. Recht häufig sind Warzen und andere Symptome, die als Folge von Human-Papilloma-Viren entstehen. Solche Warzen können auch zu Infektionen des Kindes führen und müssen behandelt werden.

Ist es für den Embryo eigentlich schädlich, wenn eine Frau weiter die Pille nimmt, zum Beispiel, weil sie nicht merkt, dass sie schwanger ist?

Nein, das führt nicht zu Schädigungen des Kindes.

Stimmt es, dass Spermien Substanzen enthalten, die Wehen auslösen können?

Ja, das stimmt. Auch der Orgasmus der Frau kann in seltenen Fällen Wehen auslösen, weil er zu Kontraktionen der Gebärmutter führt. Aber in einer normalen Schwangerschaft besteht beim Sex kein Risiko. Nur wenn es bereits zu vorzeitigen Wehen gekommen ist, sollte ein Paar vorsichtig sein. Auch Frauen, die mehrfach Fehlgeburten hatten, sollten in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft auf Geschlechtsverkehr verzichten. Denn in den ersten drei Monaten ist das Risiko einer Fehlgeburt besonders hoch.

Wann dürfen Paare nach der Geburt wieder Sex haben?

Solange der Wochenfluss andauert, sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Die Gebärmutter ist während des Wochenflusses noch nicht zurückgebildet, der mögliche Dammschnitt ist noch nicht verheilt. In diesen ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt ist die Penetration für die Frau meist auch kein Vergnügen. Frauen sollten ganz einfach so lange warten, bis sie wieder Lust haben.

Was genau ist der Wochenfluss?

Es handelt sich um ein Wundsekret aus der Gebärmutter.

Wann muss das Paar nach der Geburt wieder verhüten?

Gleich beim ersten Geschlechtsverkehr. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Mutter wieder schwanger wird, wenn sie alle vier Stunden stillt - wirklich alle vier Stunden, rund um die Uhr. Aber Stillen ist nie ein hundertprozentig sicheres Verhütungsmittel.

Kann die Mutter denn sofort wieder die Pille nehmen?

Während des Stillens sollte sie keine Kombinationspräparate aus Östrogen und Gestagen einnehmen - sondern nur reine Gestagen-Pillen. Denn Gestagen geht bloß in kleinsten Mengen in die Muttermilch über und ist deshalb nicht schädlich.

Wie lange dauert es, bis die Vagina wieder so eng ist wie vor der Geburt?

Die Scheide ist nach der Geburt nicht ausgeleiert. Aber die Beckenbodenmuskulatur braucht sechs bis acht Wochen, bis sie wieder straff ist. Dafür sollte die Frau einen Geburtsnachbereitungs-Kurs besuchen, den bezahlt die Krankenkasse.

Fühlen sich Orgasmen nach der Geburt anders an?

Im Prinzip nein. Allerdings kann sich das Körperempfinden ganz allgemein verändern, und davon kann - indirekt - auch die sexuelle Befriedigung profitieren.

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