Mein Tinder-Tagebuch

Mein Tinder-Tagebuch

via

Online-Dating

Mit einem Wisch ist der Typ weg - oder im Rennen. So funktioniert die Dating-App Tinder, die in Single-Kreisen hoch im Kurs liegt. Auch unsere Autorin ist infiziert.

Foto: Prykhodov/Thinstock

"Probier das mal aus, das wird Dir bestimmt gefallen!" Mit den euphorischen Worten einer sehr lieben Freundin begann mein Tinder-Abenteuer. Schon am Abend gab ich meiner Neugier nach und die App landete auf meinem Handy. Dann der erste Schreck: Die Anmeldung funktioniert nur über Facebook. In Gedanken sehe ich mein Profil voller Online-Dating-Posts. Schlimm genug, dass Mark Zuckerberg und die NSA alles über mich wissen, aber mein Liebesleben muss ich nun wirklich nicht auch noch mit allen Facebook-Freunden teilen. Nachricht an meine Freundin: "Tinder will auf mein FB-Profil zugreifen!?" Antwort: "Keine Sorge. Die App zieht sich nur Fotos, Interessen und Deine Freundesliste. Auf Deinem Profil ist nichts von Tinder zu sehen."

Ich bin beruhigt - und ein paar Minuten später Mitglied bei Tinder. Und nun? Ich sage der App, dass ich an Männern interessiert bin, wie alt sie sein und in welchem Umkreis sie sich aufhalten sollen. Und schon erscheint der erste potenzielle Kandidat. Ein Wisch nach rechts bedeutet "hot", nach links "not". Nicht mein Typ. Ich ziehe sein Bild mit dem Finger nach links und es verschwindet mit einem "Nope".

Der Nächste, bitte! Es dauert nicht lange, bis ein Foto mein Interesse weckt (ich muss meiner Freundin recht geben - es sind hier wirklich verdammt viele gut aussehende Typen unterwegs). Ich tippe sein Bild an und bekomme weitere Fotos gezeigt. Außerdem kann ich sehen, ob wir gemeinsame Interessen oder Freunde haben. Ich wische nach rechts: "Liked"!

Anders als bei den einschlägig bekannten Online-Singlebörsen kann ich einem Mann aber nur schreiben, wenn er mich auch geliked hat. Wenn das passiert, bekomme ich den Hinweis "It's a match! Du und xy steht aufeinander." Und genau das ist toll! Denn schon bei der ersten Nachricht weiß man, dass man sich optisch gut findet. Und vielleicht, ob man gemeinsame Freunde oder Interessen hat. Mehr aber auch nicht. Mag oberflächlich klingen. Aber sind wir mal ehrlich: Im realen Leben entscheidet doch auch erstmal das Äußere. Und mir persönlich ist es lieber, eine Person nach und nach kennenzulernen, als vorab ein Profil mit Antworten zu Fragen wie "Was halten Sie von Treue?", "Wie ist die Beziehung zu Ihren Eltern?" oder "Was sind Ihre erogenen Zonen?" zu studieren.

Entgegen gängiger Meinungen ist Tinder keine Plattform, auf der man sich zu schnellem Sex verabredet. Zwar kann man abends in der Bar oder im Club schauen, wer sich in der Nähe befindet, aber ohne ein "Like" des anderen ist eben keine Kontaktaufnahme und kein Verabreden möglich. Trotzdem hat Tinder, was übersetzt soviel wie Zündstoff heißt, in meinem Leben schon für ordentlich Aufregung gesorgt. Die Ausbeute nach zwei Monaten: 68 Matches. Ich hatte skurrile Chats, Verbindungen, bei denen schnell klar war, dass man sich optisch zwar interessant findet, ansonsten aber wohl nicht so auf einer Wellenlänge liegt, und auch ein paar Schreibereien, die Lust auf mehr machen. Und ja, auch im realen Leben gab es schon Begegnungen - die Details hierzu behalte ich aber für mich. Und selbst die langweiligen, seltsamen oder verrückten Chats sind immer noch besser, als alleine daheim vorm Fernseher zu sitzen.

Tinder macht Spaß, ist schnell und vor allem unverkrampft. Die App offeriert einem nicht Mr. Right per Fragenkatalog, sondern schafft unkompliziert die Möglichkeit, Menschen kennenzulernen. Den weiteren Lauf der Dinge kann man ohnehin nicht beeinflussen - egal, ob man sich nun durch Zufall im Supermarkt begegnet ist oder bei Tinder dem Glück ein wenig auf die Sprünge geholfen hat.

Hier ein paar meiner verrücktesten Tinder-Erfahrungen:

Zum Kommentieren anmelden

Follow us on