Einen Mann mit Humor - wollen Frauen das wirklich?

Einen Mann mit Humor - wollen Frauen das wirklich?

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Ob Frauen wirklich einen Mann mit Humor wollen? BRIGITTE-Mitarbeiter Stephan Bartels kann Frauen wirklich zum Lachen bringen - und hat da so seine Erfahrungen gemacht.

Foto: Pettygrew/Getty Images

kennt sich mit dem Innenleben von Männern bestens aus - und teilt dieses Wissen in seinem neuen Roman
"Dicke Freunde" (352 S., 9,99 Euro, Heyne).

Es war, in gewisser Weise, Matze Krogmann, der mir die Augen geöffnet hat. Damals, als wir dicke Freunde waren, 14, 15 Jahre alt, Schul- und Fußballkumpels. Matze war wahnsinnig nett, vor allem aber sah er unfassbar gut aus - durchtrainiert, mit 14 schon einen Kopf größer als wir alle, schwarze Haare, aus unerklärlichen Gründen immer braungebrannt, selbst im blassesten norddeutschen Winter. Vor allem: Er hatte leuchtend hellblaue Augen, ungefähr wie Terence Hill.

Matze war ein Mädchen-Magnet, er hätte, wie man so sagt, jede haben können. Wollte er aber nicht. Er war ein strikter Anhänger serieller Monogamie und überhaupt eine ziemlich treue Seele. Was das mit mir zu tun hat? Nun, als bester Freund dieses für die allermeisten unerreichbaren Posterboys war ich die erste Anlaufstelle ebenso hübscher wie aufgeregter Mädchen, wenn es um die Kontaktaufnahme zu dem Wunderknaben ging. Über mich wurde ausgelotet, wie der aktuelle Stand in Matzes Liebesleben war. Da gab es aber über lange Zeit nur Doreen, ich war somit der Überbringer schlechter Nachrichten - sozusagen Matzes Schutzschild und der Seelentröster gebrochener Teenager-Herzen in Personalunion. Und besonders der letztere Teil dieser Aufgabe erfüllte mich im Laufe der Zeit mit einem gewissen Eifer: Ich wollte, dass die Mädchen sich besser fühlten. Ich hatte den spagathaft sportlichen Ehrgeiz, ihnen einerseits alle Hoffnung auf Matze zu nehmen und sie gleichzeitig zum Lachen zu bringen.

Es gelang mir erstaunlich oft, und das sorgte irritierenderweise dafür, dass plötzlich ich selbst für sie interessant wurde. So habe ich ziemlich früh gelernt, dass wir Jungs allesamt unsere Rollen im Leben haben. Ich war kein Matze, kein strahlender Adonis aus dem Endreihenhaus. Ich war der Wohlfühl-Beauftragte, mit dem die Mädchen lachen konnten.

Daran hat sich bis heute gar nicht so viel geändert, und landläufigen Vorurteilen nach liege ich damit ganz gut im Rennen. "Hauptsache, er hat Humor" - diesen Satz hört man ja immer wieder, wenn es um Kernanforderungen an Männer in Sachen Beziehung geht. Aber mal abgesehen davon, dass es mehr als genug Frauen gibt, die so etwas behaupten und dann doch wieder humorlos mit unlustigen Sixpack-Trägern in der Kiste landen: Das ist Quatsch.

Ich bin jetzt 46 Jahre alt, mein erster richtiger Kuss liegt etwas mehr als drei Jahrzehnte zurück (Andrea S., April 1982, ein Partykeller in Norderstedt-Mitte, während eines Engtanzes zu "Waiting For A Girl Like You" von Foreigner), ich habe schon ein bisschen was auf dem Kerbholz, so rein beziehungstechnisch. Und ich bin der festen Überzeugung: Humor im Sinne von "Das ist ein total witziger Typ" - das ist mit Sicherheit nicht die entscheidende Eigenschaft, die einen Mann zum Traummann macht. Denn was nützt es einer Frau, wenn ihr Typ jede Krise damit zu lösen versucht, indem er "Palim palim" ruft und "Jetzt kommt ein gespielter Witz!" nachschiebt? Wenn jeder ernsthafte Gedanke mit Ironie beantwortet wird? Wenn man einen Mann hat, der aus romantischen Momenten aus Prinzip ein Lustspiel macht? Jetzt mal im Ernst: Wer braucht zu Hause einen Mario Barth?

Ich habe im Laufe meines Berufslebens einige Männer getroffen, die hauptberuflich lustig sind - Olli Dittrich, Bully Herbig, Olli Schulz, Christoph Maria Herbst, nur so zum Beispiel. Keiner von denen hat sich den verdienten Ruhm durch bloße Kalauerei erarbeitet. Humor, richtiger Humor, funktioniert nämlich nur dann, wenn er eine Basis hat. Einen Unterbau, der aus der Fähigkeit besteht, zuhören zu können, aus Klugheit und Empathie und Herzenswärme. Das ist es doch, was Humor tun sollte: Er wärmt. Er schafft Nähe, er überwindet Mauern zwischen zwei Menschen. Und so kann er echt sexy sein.

Finde jedenfalls ich. Man hört zwar relativ selten, dass für Männer Humor das Hauptkriterium für die Attraktivität einer Frau ist. Aber für mich ist er existenziell. Ich finde Frauen toll, ich gucke gern hin, wenn sie hübsch sind, ich bewundere sie, wenn sie stark sind. Aber richtig aufmerksam wurde ich in meinen Single-Tagen erst, wenn ich über eine Frau lachen konnte. Und vor allem: sie über sich selbst. Eine Beziehung, die nur auf Humor basiert, ist nicht besonders tragfähig. Aber eine Beziehung ohne Humor ist von vornherein sinnlos und verloren.

Ich wüsste gern, wie es Matze Krogmann so geht, diesem Vorstadt-Traumtypen der frühen Achtziger. Ich hoffe, er hat es irgendwie geschafft, glücklich zu werden, trotz seines guten Aussehens. Die Voraussetzungen sind ganz gut - Humor hatte er schließlich auch.

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