Wo kommt denn Frau hier zum Höhepunkt?

Wo kommt denn Frau hier zum Höhepunkt?

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Wo bitte geht's denn hier zum Orgasmus? 21 Fragen und Antworten zu unserem liebsten Höhepunkt - für mehr Spaß und Entspannung im Bett.

Foto: MBLifestyle/shutterstock

Der Höhepunkt der Frau ist wie die männliche Brustwarze - ein evolutionäres Nebenprodukt. Will sagen: für nichts gut, unnötig, überflüssig. So die Theorie. Praktisch gibt's aber wohl kaum etwas Wichtigeres - zumindest für Frauen. 21 Fragen und Antworten zum weiblichen Orgasmus.

01 - Er ist immer zu schnell. Oder bin ich vielleicht zu langsam?

Der Höhepunkt der Frau ist vor allem von einem Sexualorgan abhängig: dem Gehirn. Zu schnell, zu langsam gibt's nicht - aber vielleicht machen Sie sich zu viele Gedanken. Ein klingelndes Handy? Die Sorge, eins der Kinder steht hinter der Tür? Die Nachttischlampe wirft kein gutes Licht auf die Problemzonen? Das alles kann uns zurückwerfen in unserer Lust. Wenn wir allein sind, brauchen wir auch nicht länger bis zum Höhepunkt als Männer. Dann können wir uns fallen lassen: die Voraussetzung für einen Orgasmus. "Bei der Selbstbefriedigung können Frauen genauso schnell sein", sagt Dr. Susanne Philippsohn, Ärztin und Sexualtherapeutin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Wissenschaftler haben festgestellt, dass während des Höhepunktes bei Frauen die Hirnareale, die für den Angstund Fluchtreflex zuständig sind, weitgehend lahmgelegt werden. Wer nicht abschalten kann, erklimmt also nie den Gipfel. Bei Männern ist das anders, da bleiben diese Gehirnregionen aktiv.

02 - Loslassen kann ich. Könnte es medizinische Ursachen haben, wenn ich keinen Orgasmus bekomme?

Das könnte sein. Ein möglicher Grund: die Schädigung des empfindlichen Nervus pudendus, des Schamnervs. "Wenn Frauen etwa auf die Querstange des Fahrrads gefallen sind und ein Hämatom entstand, kann der Nerv in seiner Funktion gestört sein", so Frauenarzt Dr. Johann Sievers, der in Hamburg die erste Praxis für sexuelle Störungen der Frau eröffnet hat. Meist kommt das Gefühl zurück. In anderen Fällen, wenn Nerven durchtrennt sind, hilft nur eine Operation. Es gibt auch Frauen, die unter einer Phimose leiden - die Klitoris wird dann nur indirekt erregt, weil das Häutchen, das sie umschließt, zu eng ist. Auch Infektionen entstehen leichter. Man versucht in so einem Fall, die Vorhaut nur zu dehnen.

03 - Und welche Rolle spielen die Hormone?

Auch die können an Schwierigkeiten beim Orgasmus beteiligt sein. Ursache sind meist die Wechseljahre oder die Pille. Wenn Frauen älter werden, nimmt zwar das Sexualhormon Testosteron im Verhältnis zu den weiblichen Hormonen zu, trotzdem führen die Veränderungen unterm Strich eher zu einer geringeren Libido. Vielen jungen Frauen macht die Pille zu schaffen. "Die haben wir stark im Verdacht bei Lustlosigkeit", meint auch Susanne Philippsohn. Das Vertrackte: Man kann das nicht so leicht feststellen. Durch die hormonelle Verhütung kann sich die Konzentration des Globulins SHBG (sex hormone binding globuline) im Blut erhöhen, und das bindet Testosteron. Folge: Das Hormon, das auch bei Frauen eine maßgebliche Rolle bei der Erregung spielt, ist ausgeschaltet. Es steht für die Lust nicht zur Verfügung, obwohl es im Körper vorhanden ist. Viele Frauen haben noch Jahre nach dem Absetzen der Pille einen erhöhten SHBG-Spiegel. Was die meisten nicht wissen: Wenn etwas mit den Hormonen nicht stimmt, haben Frauen nicht nur keine Lust, sie bekommen auch weniger und weniger intensive Orgasmen.

04 - Was passiert beim Orgasmus eigentlich?

Als Schaltzelle der Lust spielt das Gehirn auch physiologisch die wichtigste Rolle. Es steuert den Weg bis zum Gipfel, der von Medizinern in vier Phasen eingeteilt wird: die Erregungs-, die Plateau-, die Orgasmus- und die Rückbildungsphase. Der Hypothalamus im Gehirn stellt eine Verbindung zwischen Nervensystem und Hormonen her. Eine wichtige Rolle spielen auch Neurotransmitter. Dopamin zum Beispiel sorgt dafür, dass ein "Belohnungssystem" im Gehirn aktiviert wird. Wir geraten in den Zustand der Euphorie. Ist der erlösende Moment da, kontrahieren die Muskeln im Genitalbereich, manche Frauen ejakulieren sogar, es kommen Oxytocin und Serotonin ins Spiel. Oxytocin gilt als Bindungshormon. Serotonin sorgt für Wohlbefinden, blockiert aber gleichzeitig die weitere Erregung.

05 - Und warum sind meine Kopfschmerzen wie weggeblasen beim Sex?

Weil der Körper Endorphine produziert, körpereigene Schmerzmittel, die für Entspannung sorgen - und so den Weg zum Orgasmus frei machen. Im Zustand der sexuellen Erregung sind bei manchen Frauen die Schmerzen also verschwunden. Leider gibt's aber auch den umgekehrten Fall: Der veränderte Tonus der Blutgefäße beim Sex kann eine Migräneattacke auslösen.

06 - Wie haben die Wissenschaftler das alles herausgefunden?

Bei durchaus umstrittenen Versuchen im Labor. 1991 etwa luden Wissenschaftler im niederländischen Groningen ein Paar zur Untersuchung in einen Magnetresonanztomographen (MRT). Dort hatten die beiden Sex in der Röhre, während die Wissenschaftler Aufnahmen der Anatomie des Geschlechtsverkehrs machten. "Viele Leute waren empört", sagt der Chemiker und Wissenschaftsjournalist Marco Rauland, der zum Thema "Sex im Labor" recherchiert und ein Buch veröffentlicht hat. Die Wissenschaftler in Groningen mussten ihre Versuche übrigens erst mal abbrechen. Dabei forschen Ärzte schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit mehr oder weniger eigenwilligen Methoden zu so spannenden Themen wie Penislänge und Nase (kein Zusammenhang!), Temperaturanstieg in der Vagina beim Sex (jawohl), Existenz des G-Punktes (vorhanden, siehe Frage 12).

07 - Welche Fantasien bringen uns Frauen nach oben?

"Viele Frauen haben sehr romantische Fantasien", sagt Susanne Philippsohn. Oder sie fantasieren sich das andere Extrem: ein Mal richtig überwältigt zu werden. Oft gehe es einfach darum, stärker begehrt zu sein, glaubt die Sexualtherapeutin. Aber auch bei regelrechten Vergewaltigungsfantasien brauchen sich Frauen keine Sorgen zu machen, müssen nicht nach traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit suchen. Mit realen Wünschen haben solche erregenden Vorstellungen nichts zu tun. Jede hat ja auch andere: Sex mit mehreren Männern, mit einer Frau schlafen oder auch nackt sein zwischen lauter angezogenen Menschen - es ist ganz normal, dass man nicht jedes aufregende Szenario zügelloser Fantasie auch wirklich erleben möchte.

08 - Bedeutet Orgasmus eigentlich immer Befriedigung?

Nein, auch wenn das auf den ersten Blick verrückt klingt. "Wenn eine Frau einen Orgasmus bekommt, heißt das nicht unbedingt, dass sie sich auch befriedigt fühlt", sagt Dr. Susanne Philippsohn, die zu diesem Thema forscht. Was ist dann Befriedigung? Genau das versucht Philippsohn gerade herauszufinden, indem sie Frauen - und auch Männer - mithilfe von Fragebögen zu ihren Gefühlen nach dem Höhepunkt befragt: Fühlen sie sich frei von sexueller Spannung, in Hochstimmung, eins mit dem Partner, wunschlos für einen Moment? Sind die Gefühle beim Sex zu zweit andere als beim Sex allein? "Glück und Euphorie spielen bei der Masturbation keine so große Rolle", weiß die Sexualtherapeutin jetzt schon. Da gehe es eher um Entspannung. Und traurig sein nach dem Sex mit dem Partner? Ist das auch nur eine Laune der Natur? "Nein", sagt Susanne Philippsohn, "da würde ich mich schon fragen, was los ist mit meiner Beziehung."

09 - Seine Größe, mein Orgasmus - hängen die vielleicht doch zusammen?

Ja und nein. Entscheidender für den Orgasmus ist die Klitoris. Die Penisgröße spielt auch eine Rolle. Aber die Sache ist nicht so einfach. Denn es geht in erster Linie darum, dass die Größen von Penis und Vagina zueinander passen. Ein zu langer Penis kann Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen, ein zu dünner füllt die Vagina nicht genug aus. Bei einer wissenschaftlichen Umfrage gaben 90 Prozent der Frauen an, dass der Umfang entscheidender ist als die Länge.

10 - Kann man Orgasmus lernen?

Ja, einfach so lange allein üben, bis es klappt, Sexspielzeuge ausprobieren, mutig sein. Wenn trotzdem nichts geht: mögliche Ursachen vom Arzt abklären lassen. Viele Frauen, die Rat suchen, können sehr wohl einen Orgasmus bekommen, erzählt Johann Sievers. Trotzdem sind sie unzufrieden. Sie möchten zum Beispiel endlich einen vaginalen Orgasmus ohne Stimulation der Klitoris hinkriegen, was nur etwa ein Drittel der Frauen können. Man kann eine Sensibilitätsmessung machen lassen, um festzustellen, ob im entscheidenden ersten Drittel der Vagina alles in Ordnung ist. Dann muss man üben. Frauen beschreiben beide Formen des Orgasmus übrigens als unterschiedlich: den klitoral ausgelösten als warm, kitzelnd, elektrisierend, den vaginalen eher als tief und pochend.

11 - Ohne Klitoris geht also nicht viel?

Na ja, sie spielt die Hauptrolle bei der Erregung, denn ihre Spitze hat zwei- bis drei Mal so viele Nervenrezeptoren wie die Peniseichel. Im Innern mündet sie in einen Schaft, der sich in zwei Schenkel rechts und links der Vagina teilt. Diese sind bis zu neun Zentimeter lang - gut möglich, dass also auch beim sogenannten vaginalen Orgasmus am Ende vor allem die Klitoris erregt wird! Egal: Die meisten Frauen brauchen die äußerliche Stimulation der Klitoris durch die Hände oder einen Vibrator und trauen sich oft nicht, das zu sagen oder zu tun.

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